Fakt, Fake und Fiktion. Wirklichkeitskonstruktionen in der Kombination von Fotografie und Literatur im Roman Der unvergessene Mantel von Frank Cottrell Boyce
DOI:
https://doi.org/10.18716/ojs/midu/2021.2.8Schlagworte:
Fotografie, Fiktion, Faktizität, Intermedialität, MultimodalitätAbstract
Mit der Einbindung von Fotografien in literarische Texte entstehen multimodale Texte, bei denen sprachliche und nicht-sprachliche Darstellungsmodi zusammenspielen. Die Kombination von Fotografie und Literatur erzeugt so einen intermedialen Spannungsraum; auf den ersten Blick scheint die Fotografie dem fiktionalen Charakter literarischer Texte entgegenzustehen; jedoch können Fotos mit ihren Realitätsbezügen gleichsam spielen, diese als Fiktion entlarven und so Teil der Fiktion selbst werden. Insofern Fotografien Vergangenes festhalten und konservieren, treten sie zudem häufig in literarischen Erinnerungs- und Gedächtnistexten auf.
Ein Beispiel dafür ist der Kinderroman Der unvergessene Mantel (2012) von Frank Cottrell Boyce. In das Konstrukt einer fiktiven autobiografischen Erinnerungsgeschichte sind Polaroid-Fotos montiert, die ein gezieltes Verwirrspiel erzeugen und die Leser*innen zu folgenden Fragen veranlassen: Was ist Fakt und was Fiktion? Was ist wahr und was gefaket? Dass der Autor im Nachwort auf ein reales Migrationsschicksal Bezug nimmt, zeigt das Ineinander fiktiver, pseudo-realer und realer Elemente und macht den Roman auch thematisch zu einem geeigneten Gegenstand, um SchülerInnen anzuleiten, die mediale Konstruiertheit im Verhältnis von Fakt, Fake und Fiktion wahrzunehmen und zu reflektieren.
Abstract (english): Facts, fakes and fiction. The construction of reality as a combination of photographic images and text in the multimodal novel The unforgotten Coat by Frank Cottrell Boyce
Multimodal novels are characterized by word-based storytelling integrating visual images and semiotic languages. Photographic images, however, seem to be the opposite of fictional worlds because they are supposed to be realistic and authentic. But are they really realistic or do they fake reality? The multimodal novel The unforgotten coat by Frank Cottrell Boyce uses over 20 polaroid photos to play hide and seek in the intermediate space between photos and text. By pointing a camera on it, Liverpool is turning into Mongolia and the reader is shown and told the destiny of a young refugee. The stylistic devices between two media reveal the sign of medial constructions and may support students‘ capacity to distinguish between fiction, fake and reality and to reflect their mixing.
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