Fiktionale Texte lesen. Im Kontinuum zwischen Wahrnehmung und Reflexion

Autor/innen

  • Sarah Reuss

DOI:

https://doi.org/10.18716/OJS/MIDU/2021.2.3

Schlagworte:

Fiktionalität, Wahrnehmung, Reflexion

Abstract

Seit Searle (1975) stellt die indirekte Referenz fiktionaler Texte ein zentrales Konzept der Fiktionalitätsforschung dar. Oft wird sie sogar als conditio sine qua non für eine intensive Wahrnehmung des fiktionalen Texts betrachtet. Dass diese Vorstellung keinesfalls alternativlos ist, möchte der vorliegende Beitrag zeigen. Dazu nutzt er einen differenzierten pragmatischen Wahrnehmungsbegriff, um zu verdeutlichen, dass die Reflexion über die eingeschränkte Referenz fiktionaler Texte außerhalb des Lesens und ihre genaue Wahrnehmung während des Lesens gleichberechtigte Teilhandlungen darstellen. Genauer gesagt sind sie zwei Extrempunkte mit unzähligen Übergangsformen auf einer Skala mehr oder weniger fiktionsbewussten Lesens. Im Hinblick auf die Vermittlung von Fiktionsbewusstsein kann gerade das Einüben dieser Übergangsformen einer reflexiven Textwahrnehmung hilfreich sein. Denn sie erlauben es unerfahrenen Lesern, den Umgang mit fiktionalen Elementen bereits während des oft unhinterfragt ablaufenden Lesens ins Bewusstsein zu rücken. Mithilfe dieses Ansatzes soll das Kompetenzmodell zum Verstehen fiktionaler Texte nach Schreier und Appel (2002) erweitert werden.

 

Abstract (english): Reading fictional texts. The continuum between perception and contemplation

Since Searle (1975), indirect reference of fictional texts is a fundamental concept in fictionality research. Often, it is considered as a conditio sine qua non for the intensive perception of fictional texts. The following article will present an alternative concept based on a pragmatic multilayer approach to reception. According to this approach, the reflection on the fictional status of a text in between reading intervals and its perception while reading are equal actions. More precisely, they limit the awareness of fiction from opposite sides. Between them, there are various intermediate forms from high to low awareness of fictionality. Practicing these intermediate forms could help unexperienced readers deal with fictional elements, becoming more and more aware of them, even while reading. This approach is meant to complement Schreier and Appel‘s (2002) model of understanding fictional texts.

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Veröffentlicht

08.12.2021

Zitationsvorschlag

Reuss, S. (2021). Fiktionale Texte lesen. Im Kontinuum zwischen Wahrnehmung und Reflexion. MiDU - Medien Im Deutschunterricht, 3(2), 1–16. https://doi.org/10.18716/OJS/MIDU/2021.2.3