Editorial

[English Version below]

Medien der Kontrolle | Media of Control

Die Online-Zeitschrift Medien der Kontrolle | Media of Control stellt wissenschaftliche Beiträge zur Beobachtung und Analyse der Ausübung von Macht in, über und durch Medien zur Diskussion.

Neben den klassischen Formen der Überwachung, der Zensur und der Propaganda interessieren wir uns auch für andere Wechselverhältnisse von Medien und Kontrolle, etwa durch soziales Silencing, Scoring, durch umfassendes Tracking digitaler Transaktionen oder durch populistische Manipulation. Wir verstehen Kontrolle als die Steuerung von Vorgängen durch Abgleich mit normativen Vorgaben und mit der Möglichkeit der korrigierenden Intervention. Medien und Kontrolle wirken zusammen, wenn die medientypische Verzahnung von mediatisierten Gegenständen und ihrer Mediatisierung sich in einer Verdoppelung der Kontrolle niederschlägt: Sicherheitskameras überwachen zum Beispiel sichtbare körperliche Bewegungen, um verbotenes oder gefährliches Verhalten zu verhindern oder zu dokumentieren; Zensurmaßnahmen unterdrücken ausgewählte Äußerung(sform)en, um die politische Meinungsbildung zu beeinflussen; PR steuert den Inhalt ausgewählter Kanäle, um das Weltbild der Konsument_innen zu verändern. Medien der Kontrolle beinhalten und betrachten die Observation, die Steuerung und die Intervention medialen Verhaltens. 

Mit der umfassenden Digitalisierung individueller und kollektiver Lebensweisen entwickeln sich neue und potenziell nachhaltigere, wirkmächtigere und auch intransparentere Formen der Manipulation, die auch Auswirkungen auf Rechtsstaatlichkeit und Demokratie haben (können). Wir gehen davon aus, dass diese Phänomene einer disziplinär breiten und kritischen Diskussion bedürfen: Kultur- und geisteswissenschaftliche Ansätze sind dafür nicht weniger wichtig als solche aus der Politikwissenschaft, der Soziologie und der Pädagogik, aus der Psychologie, der Informatik und der Rechtswissenschaft. Ebenso bedarf das Verständnis der Verflechtungen von Medien und Kontrolle einer breiten und tiefen historischen und vielfältig kulturvergleichenden Perspektive: nicht nur, um aktuelle Entwicklungen in Kontexte einzuordnen, in denen sie neu bzw. in unterschiedlichen Verhältnissen begriffen werden können. 

Die intern und extern peer reviewten Beiträge zu Medien der Kontrolle richten sich aus wissenschaftlicher Perspektive an ein interdisziplinäres sowie ein informiertes öffentliches Publikum. Die Beiträge sollen für eine Diskussion über disziplinäre Grenzen hinweg zugänglich und anschlussfähig bleiben und dabei auf einem theoretisch anspruchsvollen Niveau argumentieren. Damit öffnen sie sich zugleich für kritische Interventionen und Stellungnahmen, so dass die einzelnen Beiträge auch Ausgangspunkte für Debatten sein können. Medien sind relevante Akteure im Zusammenhang  einer aufgeklärten Demokratie. Das wissenschaftlich präzise Verständnis der Kräfte, die ihre Kontextualisierung und ihre Rolle in den beschrieben Dynamiken kontrollieren, ist damit ebenso Voraussetzung der Verteidigung und Weiterentwicklung unserer Freiheit.  

Herausgegeben von Stephan Packard und Silke Roesler-Keilholz.

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Media of Control | Medien der Kontrolle

The online journal Media of Control | Medien der Kontrolle collects scholarly contributions that observe, interrogate, and discuss the exercise of power in, over, and through media.

In addition to the classic forms of surveillance, censorship, and propaganda, our interest extends to all other ways in which media use relates to control: such as social silencing, citizen scores, comprehensive tracking of digital transactions, or populist manipulation. We understand control to encompass all attempts to steer communication while observing its compliance with assumed norms and preparing to intervene and correct. Media and control interact when the typical duality between mediated objects and their mediatisation results in a redoubling of control: Security cameras, for example, may monitor visible physical movements to prevent or document prohibited or dangerous behaviour; censorship may suppress selected forms of expression in order to influence political discourse; PR controls the content of selected channels in order to change consumers' views. Media of control include and consider the registers of observation, command, and intervention in media use.

Comprehensive digitalisation of individual and collective lifestyles has given rise to new and potentially more sustainable, powerful, though less transparent forms of manipulation, which have (or may have) an impact on the rule of law and democracy. We believe that these phenomena require a broad and critical discussion across disciplines: approaches from cultural studies and traditional humanities are no less important than those from political science, sociology, education, psychology, computer science, and law. But to understand the interrelations between media and control no less requires a broad and deep historical and culturally diverse perspective: in their own right as much as for the contexts they provide to better grasp current developments in a new light or in a variation of circumstances.

Media of Control publishes scholarly contributions addressed to an interdisciplinary as well as a well-informed general audience. Keeping those goals in mind, these contributions should remain accessible and relevant for discussion across disciplinary boundaries, while arguing at a theoretically sophisticated level. In doing so, they are open to critical interventions and comments, so that the individual contributions can also serve as starting points for debate. Publications are submitted to internal and external peer review.  

Media are relevant actors in any enlightened democracy. An analytically precise understanding of the forces that control their contextualisation and their role in the dynamics described above therefore constitutes a prerequisite for the defence and expansion of our freedoms.

Edited by Stephan Packard and Silke Roesler-Keilholz.