Aspekte und Anforderungen achronologischen Erzählens in der digitalen Kinderliteratur. Theoretischer Überblick und empirische Ergebnisse
DOI:
https://doi.org/10.18716/OJS/MIDU/2024.1.6Schlagwörter:
Achronologie, Nonlinearität, Rezeptionskompetenz, Digitale Kinderliteratur, Multimodal LiteraciesAbstract
Entgegen der veralteten Annahme, Kinder im Vor- und Grundschulalter könnten aufgrund ihres eingeschränkten Zeitbegriffs nur linear und chronologisch erzählte Geschichten verstehen, eröffnet dieser Beitrag zunächst eine Bestandsaufnahme achronologischer Strukturen in der zeitgenössischen Kinderliteratur, die sowohl verschiedene Ausprägungen als auch das Ausmaß nonlinearer Erzählmuster aufzeigt. Hieran schließt sich die Frage an, inwieweit sich das chronologisch-lineare Zeitverständnis durch die digitale Transformation der medialen Literaturlandschaft einerseits und die nicht-literarische mediale Welterfahrung andererseits verändert haben und ein erweitertes Zeitverständnis von Kindern voraussetzen. Um die Kompetenzen zur Rezeption achronologisch erzählter Texte von Grundschüler:innen, deren literarische Sozialisation wesentlich durch multimodale Digitalnarrative geprägt ist, zu erfassen, werden ferner zentrale Ergebnisse einer quantitativen Rezeptionsstudie vorgestellt. Am Beispiel ausgewählter Fragen zu einem zeitlich verschachtelten Animations-Kurzfilm wird illustriert, inwiefern multimodale Kompetenzen und narrativ-mediale Erfahrungen zur Decodierung und Analyse spezifischer Zeit-Marker ineinandergreifen und von einem Zeitverständnis zeugen, das über den biologisch-physikalischen Zeitbegriff hinausgeht.
Abstract (english): Aspects and requirements of achronological storytelling in digital children‘s literature. Theoretical overview and empirical results
In contrast to the outdated assumption that children of preschool and primary school age have a limited concept of time and can only understand stories that are told chronologically and linearly, this article first works out achronological structures in contemporary children’s literature and discloses the extent of nonlinear narrative patterns. This raises the question in what way the traditional understanding of time has changed due to the digital transformation of the media literary landscape on the one hand and non-literary media experiences on the other hand. In order to assess the competencies for the reception of achronological narratives by primary school students, whose literary socialization is significantly influenced by multimodal and digital narratives, central results of a quantitative reception study are presented. The example of selected questions about a temporally complex structured short film illustrates the extent to which multimodal skills and narrative-media experiences are related to each other in order to decode and analyze specific time markers and lead to an understanding that goes beyond the biological concept of time.
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