Café Senegales

Authors

  • Anne Storch University of Cologne
  • Nico Nassenstein University of Mainz

DOI:

https://doi.org/10.18716/ojs/the_mouth.2954

Abstract

Ist es nicht die mangelnde Beinfreiheit im so genannten „Billigflieger“ von Köln-Bonn nach Palma, so spätestens das gemeinsame Klatschen bei Ankunft, das nervt. Als huldigte der Tross an Familien, Seniorenpärchen, Abiturienten, Fußballclubs, Kegelbrüdern einem Mallorca jährlich neu erschaffenden Gott des Tourismus und den immer wiederkehrenden Gesängen „Alle Mann, am Ballermann, nur Amore un Sunnesching“: Der Einzug der Chöre der griechischen Tragödie, unter Klatschen und Johlen. Hat man als ausgebildete*r Afrikanist*in früh von Strapazen ferner Feldforschungsaufenthalte, in Uganda, Nigeria, im Kongo, berichtet bekommen und diese dann auf eigenen ausgedehnten Forschungsreisen besser einschätzen und zurechtrücken gelernt, so bleiben Mallorca und der Ballermann auch nach vielen Besuchen Herausforderung, Unwägbarkeit, großes Enigma. Kaum Zurechtrücken, eher Entzerren. Von Reflexionen, Daten, Eindrücken. Wenn man sonnige Feldforschungsdestinationen nach Geschmackssorten von Eissorten sortierte, würde die Tourismusforschung am Ballermann nach Zitronensorbet schmecken, tiefsauer, aber dennoch klebrig und voller Zucker, oder nach Engelblau, durch und durch künstlich und blauzüngig ehrlich, eine eigenwillige Authentizität propagierend. Nach drei Jahren Begegnungen am Ballermann (Stand 2019) klebt die Zunge ganz gewaltig. Aber wie sind wir eigentlich in den Billigflieger mit Kurs Palma de Mallorca und unbequemen Sitzen gekommen?

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Published

2020-08-01