Bisher erschienene Ausgaben
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Was ist Wachstum? Eine plural-ökonomische Annäherung
Working Paper 2 (2025)Wirtschaftswachstum ist nicht nur ein zentrales Konzept der Wirtschaftswissenschaften, sondern auch ein dominierendes Element im politischen und gesellschaftlichen Diskurs. Trotz seiner allgegenwärtigen Präsenz bleiben die genaue Bedeutung, die historische Genese sowie die Implikationen unterschiedlicher Auffassungen von Wachstum oft unklar. Dieser Beitrag nähert sich der Frage „Was ist Wachstum?” aus einer pluralen Perspektive und zeigt auf, wie verschiedene ökonomische Paradigmen das Konzept unterschiedlich verstehen und bewerten.
Dazu wird zunächst der Aufstieg des sogenannten „Wachstumsparadigmas” seit Mitte des 20. Jahrhunderts beschrieben. Anschließend werden vier zentrale wirtschaftswissenschaftliche Denkschulen hinsichtlich ihrer Analyse und Bewertung des Wachstumsbegriffs kontrastiert: die Mainstream-Ökonomik, die postkeynesianische Ökonomik, die ökologische Ökonomik und die feministische Ökonomik. Dabei wird deutlich, dass sich diese Paradigmen sowohl in ihrem grundlegenden Wachstumsverständnis als auch in der Erklärung von Wachstumsmechanismen teilweise fundamental unterscheiden.
Während die Mainstream-Ökonomik und die postkeynesianische Ökonomik das Bruttoinlandsprodukt (BIP) als zentrale Messgröße verwenden und Wachstum überwiegend positiv bewerten, stellen die ökologische und die feministische Ökonomik diese BIP-Fokussierung grundsätzlich infrage. Sie kritisieren die Nicht-Berücksichtigung von Sorgearbeit, Umweltschäden und sozialer Reproduktion und entwickeln alternative Wohlstandsmaße.
Die vergleichende Analyse der vier Paradigmen mündet in eine Diskussion der aktuellen Kontroverse zwischen „Green Growth“- und „Degrowth“-Ansätzen im Kontext der sozial-ökologischen Vielfachkrise. Das Kapitel zeigt, dass ein pluralistisches Verständnis von Wachstum notwendig ist, um reflektierte Entscheidungen über die Rolle des Wachstums in einer nachhaltigen Zukunft treffen zu können. -
Erneuerbare Landschaften Impulse für eine energiewendebezogene Transformation in Schleswig-Holstein
Working Paper 1 (2025)Der Beitrag beleuchtet zentrale gesellschaftliche Herausforderungen auf dem Weg zur Klimaneutralität und untersucht, wie gut die Hochschullandschaft in Schleswig-Holstein diesbezüglich aufgestellt ist. Im Fokus steht der breite Begriff der energiewendebezogenen Transformation, der eine umfassende Betrachtung von Prozessen, Konflikten und deren gesellschaftlichen Auswirkungen ermöglicht. So sind in Schleswig-Holstein einerseits deutliche Fortschritte beim Ausbau der erneuerbaren Energien erkennbar; zugleich nehmen Konflikte um Flächenkonkurrenzen, die Verteilung von Lasten und Nutzen sowie die Ressourcennutzung zu. Diese Konflikte lassen sich nicht allein durch eine technisch-ökonomische Betrachtung lösen, sondern erfordern sektorübergreifende Lösungsansätze. Der Beitrag identifiziert dazu vier zentrale Handlungsfelder: Neben Energieerzeugung und Verbrauch werden mit Boden und Suffizienz zwei oft vernachlässigte, aber zentrale Aspekte in den Fokus gerückt. Diese verdeutlichen sowohl die Notwendigkeit nachhaltiger Flächennutzung als auch die Bedeutung von (kollektiven) Verhaltensänderungen und sozialer Innovation für das Gelingen der Energiewende. Der Beitrag zielt darauf ab, zentrale Handlungsfelder der energiewendebezogenen Transformation in Schleswig-Holstein zu benennen und Vorschläge für ein inter- und transdisziplinäres Forschungsprogramm zu entwickeln. Dabei wird eine stärkere gesellschaftliche Perspektive eingefordert, die soziale und ökologische Erfordernisse in ihrer Wechselwirkung in den Mittelpunkt rückt. Der Beitrag versteht sich als Impuls für Politik, Praxis und Wissenschaft, gemeinsam die Voraussetzungen für zukunftsfähige Entwicklungspfade in Schleswig-Holstein zu schaffen.
